Gute Gründe trotz Klimawandel ein altes Auto zu fahren

  1. Alte Autos sind nachhaltig. Sie generieren weniger Produktions- und Transportkosten als Neuwagen, die die Umweltressourcen und die Ökobilanz stärker belasten.
  2. Alte Autos machen einen Bruchteil am gesamten Verkehrsaufkommen und der Emissionsbelastung aus. Der Verzicht aufs Oldtimerfahren würde an der weltweiten Luftverschmutzung und Erderwärmung wenig ändern (vielleicht jedoch Ihr schlechtes Gewissen erleichtern).
  3. Alte Autos bringen Menschen zusammen und schaffen Gemeinschaft. Liebhaber alter Autos verbringen ihre Freizeit miteinander und unterstützen sich gegenseitig.
  4. Alte Autos machen den Alltagsverkehr bunter. Mit ihrer abwechslungsreichen Formensprache und Farbigkeit bereichern sie das Erscheinungsbild des modernen Straßenverkehrs.
  5. Alte Autos sind Impulsgeber. Sie sind das Ergebnis von Ingenieurswissen und Formgestaltung einer bestimmten Epoche und können Anregungen für die Entwicklung zukünftiger Mobilitätsprodukte bieten.
  6. Alte Autos erhalten das Handwerk. Sie unterstützen die Aneignung und Verbreitung von Erfahrungswissen und praktischen Fähigkeiten, die zum Erhalt der Fahrzeuge und zur Unabhängigkeit der Handwerker beitragen.

Oldtimer unter der Lupe

Stau und Parkplatzmangel in den Städten, Luftverschmutzung, Erderwärmung, Bedrohung von Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Menschen - ist es vor diesem Hintergrund weiterhin in Ordnung einen Oldtimer zu fahren? Ein Auto mit Verbrennungsmotor, das die Luft verschmutzt und das Klima schädigt?

Wir denken ja. Die Vorteile, die Oldtimer gesamtgesellschaftlich bieten, überwiegen die Nachteile, die durch das Fahren mit Verbrennungsmotor oder durch Reifenabrieb verursacht werden.

Wenn wir über alte Autos und deren Auswirkung auf die Umwelt nachdenken, über welche Zahlen und Relationen sprechen wir dann?

2018 waren in Deutschland ca. 500.000 Oldtimer zugelassen. Also Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die mindestens 30 Jahre alt und dessen Hauptbestandteile unverändert sind. Die größte Gruppe der Oldtimer sind PKW. Sie legen pro Jahr im Durchschnitt 1500km zurück. Gemessen an der Gesamtzahl an PKW Zulassungen (47 Millionen) und deren durchschnittliche Jahresfahrleistung (13.000 km), tragen alte Autos mit ca. 1% zur jährlichen Gesamtemission im Straßenverkehr bei (Quelle: Bundesanstalt für Straßenwesen.)[1] Keine Frage, das Fahren von Oldtimern belastet das Klima. Nur Nicht-Fahren ist klimafreundlicher. Ökologisch betrachtet, belasten Oldtimer die Umwelt rechnerisch jedoch weniger, als das vergleichsweise jüngeren PKWs, LKWs, der Schiff- und Flugverkehr tun.

Oldtimer müssen zum Erhalt des Fahrzeugs bewegt werden. Besitzer alter Automobile schließen sich dafür gern zu Ausfahrten zusammen und verbringen ihre Freizeit in Clubs, Vereinen oder Stammtischen miteinander. Das Fahren von Oldtimern hat eine verbindende gesellschaftliche Funktion.

Oldtimer machen den Straßenverkehr bunter und abwechslungsreicher. Mit ihrem vielfältigen Aussehen und Fahrleistungen bereichern sie den Alltagsverkehr mit dessen uniformen Erscheinungsbild in schwarz, weiß oder grau.[2] Oldtimerfahrer wissen, welches Staunen ein ungewohnt farbiges Auto mit außergewöhnlichen Design hervorrufen kann.

Oldtimer sind Liebhaberfahrzeuge. Sie werden meist lange genutzt und ihre Besitzer sind daran interessiert, sie zu erhalten. Aufgrund ihrer technischen Konstruktion ist es möglich, Einzelteile reparieren zu lassen ohne gesamte Bauteile oder den ganzen Wagen auszutauschen. Im Vergleich zu vielen Neuwagen sind sie nachhaltig. Sie generieren weniger Produktions- und Transportkosten, die Umweltressourcen und die Ökobilanz belasten.

Oldtimer sind Kulturgüter. Im besten Fall sind sie Zeugnis von Ingenieurskunst und einzigartiger Formgestaltung einer bestimmten Dekade. Oldtimer geben Auskunft über gesellschaftliche Bedürfnisse (mehr Geschwindigkeit! Autos für alle! Effizienz!) und deren technische und formale Umsetzung (Wetterkomfort, Motoren und Antriebskonzepte, Beleuchtungstechnik). Oldtimer sind Teil des kulturellen Gedächtnisses der Gesellschaft und können bei der Entwicklung neuer Mobilitätsprodukte Anregungen und Ideen bieten.

Oldtimer erhalten eine Kulturtechnik - das Handwerk. Die handwerkliche Tätigkeit des Kfz-Mechanikers, Karosseriebauers oder Sattlers bietet den Besitzern von Oldtimern wichtige Leistungen, Produkte oder Informationen, die Maschinen nicht selbständig erbringen können. Roboter können im Moment neue Autos bauen, jedoch noch keine alten Autos reparieren oder restaurieren. Im Kern ist die Arbeit an alten Autos Manufakturbetrieb. Sie erfordert Erfahrungswissen und praktisches Können, das Erfassen komplexer Wirkzusammenhänge und das Ausführen vielseitiger Arbeitsgänge – all dies ist aktuell nur durch qualifizierte menschliche Arbeit möglich. Die Handwerksarbeit dient nicht nur dem Erhalt der Autos, sondern stiftet auch Sinn und schafft Unabhängigkeit.

Klimafreundlichere Oldtimer  

Alte Autos machen einen Bruchteil am gesamten Verkehrsaufkommen und der Emissionsbelastung aus. Dennoch kann man auch mit Oldtimern umweltbewußter Fahren und sein Fahrzeug auf alternative Antriebstechnologien umrüsten.

Der Umbau vom Verbrenner auf Elektroantrieb wird mittlerweile von diversen Werkstätten angeboten.

Weniger verbreitet ist die Umrüstung auf ein Wasserstoffauto. Ein Umbau des Oldtimers ist prinzipiell möglich, die praktische Nutzung des Fahrzeugs wird jedoch durch das fehlende Tankstellennetz eingeschränkt.

Ebenso gibt es für PKW allgemein noch keine synthetischen Kraftstoffe, die eine vergleichbar hohe Energiedichte wie fossile Kraftstoffe besitzen.

Eine umweltfreundliche Alternative zu Benzin, aber dennoch fossiler Brennstoff, ist der Erdgasantrieb. Er erreicht aktuell die besten Klimabilanz im Vergleich konventioneller und alternativer Antriebskonzepte. Der nachträgliche Einbau einer Erdgasanlage ist in vielen Fachwerkstätten möglich. Auch ist das öffentliche CNG-Tankstellennetz in Deutschland und den Nachbarländern verhältnismäßig gut ausgebaut. An einigen Tankstellen kann regeneratives Biomethan - ohne technische Veränderungen im Erdgasfahrzeug - getankt werden.

Betrachtet man die gesamten Energieaufwendungen, die über den Lebenszyklus eines Fahrzeugs anfallen (Fahrzeugherstellung, Kraftstoffbereitstellung, Fahrzeugnutzung, Entsorgung) so sind Elektro- und Wasserstoffantriebe erst nach frühestens 8 Jahren klimafreundlicher als Verbrenner [3]. Das Problem ist, dass bei der Herstellung von Brennstoffzellen & Batterien sowie beim Betrieb der Autos hauptsächlich fossil erzeugter Strom zum Einsatz kommt. Erst bei Einsatz regenerativer Energiequellen tragen die alternativen Fahrzeugantriebe zu einer besseren Treibhausgas-Bilanz bei. Wie der Bedarf an Ökostrom gedeckt werden kann, woher er stammt, wie er konstant über die Netze verteilt werden kann und wer die Kosten für die Umstrukturierung zahlt, darüber wird gerade politisch diskutiert.

Beim Umbau des Oldtimers gibt es zudem etwas Wichtiges zu bedenken. Die Änderung des Antriebskonzeptes kann dazu führen, dass der Oldtimer das H-Kennzeichen und die damit verbunden Vorteile verlieren kann.

Oldtimer: ein paar unter Vielen 

Alte Autos tragen minimal zu verkehrsbedingten Treibhausgasemission bei. Der Verzicht auf Oldtimer wird gesamtgesellschaftlich betrachtet wenig ändern an der Erderwärmung, am hohen Verkehrsaufkommen, dem Parkplatzproblem und der Luftverschmutzung in den Städten. Oldtimer sind mehr als Umweltsünder. Sie sind auf ihre gesamte Lebensspanne betrachtet nachhaltiger als moderne Fahrzeuge. Zudem erfüllen sie vielfältige gesellschaftliche Funktionen und haben einen kulturellen Wert.

Um die Akzeptanz für Oldtimer in der Bevölkerung zu erhalten, kann man als Autofahrer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Mitmenschen nehmen. Vielleicht muss man nicht unnötig den Motor vor der Haustür laufen lassen oder einen Ausflug direkt durch ein biodynamisches Landwirtschaftsgebiet planen. Sofern ein öffentliches Interesse daran besteht, werden Oldtimer in Zukunft ein kleiner Teil innerhalb eines vielfältigen Verkehrskonzeptes sein, in dem Fahrzeuge mit unterschiedlichen Antriebstechniken nebeneinander existieren.

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[1] Emissionen von über 30 Jahren alten Fahrzeugen, Bericht zum Forschungsprojekt 84.517/2014 der Bundesanstalt für Strassenwesen (BASt), Hauptautoren Heinz Steven, Leif-Erik Schulte, Bergisch Gladbach 2017; https://bast.opus.hbz-nrw.de/opus45-bast/frontdoor/deliver/index/docId/1789/file/F120_barrierefreies_ELBA_PDF.pdf

[2] 2018 waren 75% aller neuzugelassenen PKWs schwarz, weiß oder grau. Quelle: Statistik des Kraftfahrzeug Bundesamtes: https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Neuzulassungen/Farbe/farbe_node.html

[3] Elektroautos brauchen die Klimawende: Die Klimabilanz; https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/alternative-antriebe/klimabilanz

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